Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023: Eigenverantwortung ist Trumpf

02. November 2023

Die Studie «Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023» zeigt: Das Bedürfnis nach einer individuelleren Ausgestaltung der eigenen Vorsorge und dem selbstgewählten Übertritt in den dritten Lebensabschnitt wächst.


Die Altersvorsorge gehört zu den grossen Sorgen von Herrn und Frau Schweizer und spielt für jede Person eine wichtige Rolle. Sei es beim ersten Lohn, bei der Gründung einer Familie, beim Kauf von Wohneigentum oder bei der Frühpensionierung – das Thema begleitet einen in jeder Lebensphase.

Dem wachsenden Bedürfnis nach einer individuelleren Ausgestaltung der eigenen Altersvorsorge trägt auch die Politik Rechnung. Drei Altersvorsorge-Vorlagen, über die voraussichtlich im Jahr 2024 abgestimmt wird, sollen zur Stärkung und Individualisierung des Schweizer Vorsorgesystems beitragen. Zudem tritt am 1. Januar 2024 die Reform AHV 21 in Kraft. Mit dieser steigen die Wahlmöglichkeiten in der persönlichen Ausgestaltung der Vorsorge, gleichzeitig erhöht sich aber auch die Komplexität.

Das Raiffeisen Vorsorgebarometer ist eine repräsentative Studie, die jährlich in Zusammenarbeit mit der ZHAW das Stimmungsbild der Schweizer Bevölkerung zur Altersvorsorge abfragt. Dieses Jahr wurde der Fokus auf die Individualisierung der Vorsorge, die mit der Umsetzung der Reform AHV 21 zunehmen wird, gelegt. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse des Vorsorgebarometers 2023 haben wir für Sie zusammengefasst.

Die 5 wichtigsten Fakten aus der Studie:

42% investieren ihre Säule-3a-Gelder in Wertschriften – zum Beispiel in Vorsorgefonds. Das ist ein neuer Rekordwert – vor fünf Jahren waren es lediglich 27%. Das Vorsorgekonto hat mit 47% nur noch knapp die Nase vorn.


Vorsorgeexpertin Andrea Klein sagt: «Das Vorsorgekonto ist nur vermeintlich sicherer.»

Zwar gibt es auf dem Konto keine Kursschwankungen. Bei den aktuell tiefen Zinsen verliert Ihr Geld auf dem Konto aufgrund der Inflation aber zwangsläufig an Wert.

18% würden sich ihr Pensionskassenvermögen am liebsten als Kapital auszahlen lassen. Damit ist der Kapitalbezug beliebter denn je. Rund ein Drittel entscheidet sich für eine Mischform aus Rente und Kapital. Der Rentenbezug hingegen verliert an Relevanz und ist mit 38% auf dem tiefsten Stand der letzten sechs Jahre.

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Sorgfältiges Abwägen ist Pflicht.»

Rente, Kapital oder beides? Das sollten Sie sorgfältig abwägen, denn der Entscheid ist unumkehrbar und hat finanzielle Konsequenzen bis ans Lebensende. Am besten lassen Sie sich dabei von Ihrem Bankberater oder Ihrer Bankberaterin unterstützen. Denn die Wissensfragen im Vorsorgebarometer haben auch gezeigt: Über die 2. Säule weiss die Schweizer Bevölkerung am wenigsten gut Bescheid.

18 Prozent haben ein tiefes oder sehr tiefes Vertrauen in die AHV. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr. Geht es nach der Mehrheit, ist jeder selbst verantwortlich, seine Vorsorgelücken zu schliessen: 54 Prozent appellieren an die Eigenverantwortung. Nur 22 Prozent sehen den Staat in der Pflicht.

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Staat oder Eigenverantwortung? Es braucht beides.»

Der Staat sorgt für die Grundsicherung: AHV und Pensionskasse machen aber bei den meisten bloss 60 bis 70 Prozent des letzten Einkommens aus. Um den gewohnten Lebensstandard im Alter weiterhin zu finanzieren, brauchen Sie zusätzlich die private Vorsorge.

Die grosse Mehrheit spricht in ihrer Beziehung über Finanzen. Rund die Hälfte tauscht sich über Themen wie Budget und Ausgaben, Steuern oder Einkommen und Vermögen aus. Über komplexere Themen wird weniger gesprochen. Zum Beispiel diskutieren lediglich 37 Prozent über die Altersvorsorge.

Vorsorgeexpertin Andrea Klein sagt: «Vorsorge ist eine partnerschaftliche Aufgabe.»

Heirat oder Konkubinat, Kinder und Arbeitsaufteilung wirken sich stark auf Ihre Vorsorgesituation aus. Das gilt insbesondere für Frauen, die nach wie vor zugunsten der Familie mehrheitlich Teilzeit arbeiten. Deshalb sollte die Vorsorge am Familientisch ein Thema sein. Dazu gehören auch schwierige Aspekte wie die Konsequenzen von Trennung, Scheidung oder Todesfall.

Fast ein Drittel möchte sich frühzeitig pensionieren lassen. Gegenüber dem Vorjahr planen sogar deutlich mehr Personen, mehr als fünf Jahre früher in Rente zu gehen: Der Anteil hat von 6 auf 9 Prozent zugenommen. Andererseits zeigt sich auch: Immer mehr Personen wissen noch gar nicht, wann sie pensioniert werden wollen.

Vorsorgeexperte Tashi Gumbatshang sagt: «Die Möglichkeiten werden vielfältiger.»

Die 2024 in Kraft tretende Reform AHV 21 könnte die Entwicklung hin zum «Ruhestand nach Mass» zusätzlich begünstigen. Denn neu haben alle die Möglichkeit der Teilpensionierung. Das ist eine valable Alternative zur kostspieligen Frühpensionierung, die sich schlicht nicht jeder und jede leisten kann.

Vorsorgebarometer 2023

Wie sieht Ihre Vorsorgesituation aus?

Die meisten Befragten geben an, sich bei Vorsorgefragen an Ihre Bank zu wenden. Wie sieht es bei Ihnen aus? Gerne analysieren wir in einem Beratungsgespräch Ihre persönliche Vorsorgesituation und zeigen Ihnen auf, wie Sie diese optimieren können.

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